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„Wünschen uns mehr Wertschätzung”

15. April 2019

Druckereien. Ein stagnierender Markt, hoher Preisdruck und technischer Wandel kennzeichnen die Branche. Wiens Branchenvertreter kämpfen für einen fairen Wettbewerb. Vor allem die öffentliche Hand müsste mehr mit heimischen Betrieben arbeiten, fordert Fachgruppenobmann Dieter Simon.

 
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Die Druckereien zählen zu jenen Branchen, die sich noch immer nicht ganz vom wirtschaftlichen Einbruch der Jahre 2008/09 erholt haben. „Anders als in Deutschland haben wir in Österreich das Umsatzniveau von vor der Krise noch nicht erreicht”, sagt der Wiener Fachgruppenobmann Dieter Simon. Neue Medien nehmen dem Printbereich Umsatzanteile weg, der Kuchen sei also kleiner geworden, der Wettbewerbsdruck gleichzeitig stark gestiegen.

Mit ein Grund: Bei der Vergabe von Druckaufträgen – öffentlich und privat – kommen immer öfter Branchenfremde zum Zug, Handelsbetriebe etwa, Druckmittler oder Werbeagenturen – jedenfalls Betriebe, die laut Simon selbst keine Konzession für das reglementierte Gewerbe der Drucker haben. Sie geben die Aufträge dann an Subunternehmer weiter – allzu oft seien das Billiganbieter irgendwo in Osteuropa, sagt der Fachgruppenobmann. „Dabei geht es nur um den billigsten Preis. Wo das Produkt herkommt, ist egal”, ärgert er sich über fehlende Wertschätzung für seine Branche. Gerade bei staatlich geförderten Druckwerken wie etwa Schulbüchern sei aber absolut nicht einzusehen, warum hier ausländische Billigstbieter zum Zug kommen, anstatt die Fördermittel durch die Vergabe an heimische Druckereien im Land zu lassen.

Ein wichtiges Anliegen in diesem Zusammenhang ist Simon die Durchsetzung der Impressumspflicht. Das Mediengesetz schreibt vor, dass der Medieninhaber den Herstellungsort im Impressum angeben muss. Das passiere bei weitem nicht immer, oft werde der wahre Herstellungsort durch Angaben wie „Printed in EU” verschleiert. Geahndet würden solche Verstöße derzeit nicht, kritisiert Simon. Er fordert hier mehr Achtsamkeit der öffentlichen Hand – und auch Konsequenzen. „Schließlich hat sie auch die Spielregeln gemacht”.

Ein Stachel im Fleisch sind Simon auch die Hausdruckereien der staatlichen und staatsnahen Organisationen. Diese brauchen keinen Gewerbeschein und unterliegen auch nicht der Umsatzsteuer – gewichtige Vorteile, von denen sogar das Finanzministerium selbst profitiert, obwohl es seinerseits ja diese Steuer von den Betrieben eintreibt. „Öffentliche Aufträge im Druckbereich sollen nur an private Unternehmer gehen, die auch über einen entsprechenden Gewerbeschein verfügen”, fordert deshalb Simon. Generell möchte er das öffentliche Vergabewesen entrümpelt und vereinfacht sehen.

Er selbst will in persönlichen Gesprächen mit Behördenvertretern die Verwaltung für die Anliegen seiner Branche sensibilisieren. Nach ersten Kontakten mit der Beschaffungsbehörde ist Simon optimistisch, auf dieser Ebene längerfristig etwas bewegen zu können.

Sowohl für die Druckereien als auch für die Schreibbüros hat die Fachgruppe jüngst einen Online-Blog gestartet, wo konkrete Branchenanliegen diskutiert werden. Für die Schreibbüros – meist Ein-Personen-Unternehmen – gibt es dazu immer wieder speziell auf sie zugeschnittene Info-Veranstaltungen. Auch ihre Vernetzung wird von der Fachgruppe forciert – untereinander und branchenübergreifend, wie mit den Druckereien. „Ich möchte, dass beide Berufszweige stärker zusammenwachsen. Wir leben ja nicht in zwei verschiedenen Welten”, sagt der Fachgruppenobmann.